Gründung / Portrait / Wappen
Gründung

Schon in früheren Zeiten hatte man in Neustadt für den Fasching sehr viel übrig und es war immer ein großes Treiben während der Faschingszeit. Nach den Erzählungen der älteren Generation war schon 1860 der Rosen-montag für die Faschingslustigen ein besonderer Tag.

Die jungen Burschen gingen von der Tanzmusik am Fasnachtssonntag gar nicht mehr heim, sondern sie machten sich irgendwo im Freien, meistens in der Nähe einer Gastwirtschaft ein großes Feuer. Es wurde ein großer Topf besorgt, Kaffee und Sonstiges und man frühstückte im Freien. Im Laufe des Vormittags gingen dann einige junge Burschen im Dorf herum und sammelten auch etwas für das Mittagessen, Kraut und viel Fleisch, das alles auf dem offenen Feuer gekocht, war dann das Mittagsmahl für die Übernächtigten und das gute Kraut half auch manchen über den Faschingskater hinweg. Am Nachmittag belustigten einige witzige junge Burschen die Bevölkerung.

Am Faschingsdienstag schon in aller Frühe ging es weiter, man konnte maskierte Mäher, Drescher oder am Wege lagernde Zigeuner sehen, die wegen ihrer zerlumpten Bekleidung Hamber (männlich) und Schlurie (weiblich) genannt wurden. Am Nachmittag zogen dann einige junge Paare maskiert als Brautpaare, Förster, alte Hexen usw. durch das Dorf. Eine kleine Musikkapelle sorgte für die Unterhaltung, man tanzte auf allen freien Plätzen.

In den Jahren um 1930 führte man dann auch einen Bären bei diesem Umzug mit, der auf Anordnung seines Treibers nach einer Trommel tanzen mußte.

All diese Vorführungen und Belustigungen wurden dann am Aschermittwoch belohnt. Junge Burschen stellten Gruppen auf zum Krapfen sammeln. Mit weißer Schürze bekleidet und ausgerüstet mit einem Korb für die Krapfen, einem Krug für den Most und einer Kasse zogen sie nun von Haus zu Haus. Das Gesammelte wurde dann an alle Mitwirkenden verteilt.

Als 1939 der Krieg ausbrach, verstummte auch der Neustadter Carneval.

Erst 1946 kam wieder langsam Leben ins Faschingstreiben, aber die Originale fehlten und so ging alles Führerlos und unorganisiert weiter. Das Gesammelte wurde nicht mehr richtig verteilt und der Aschermittwoch endete meisten mit Streit und Schlägerei.

Schon in diesen Jahren versuchte eine kleine Gruppe wieder Ordnung hineinzubringen, um die alten Bräuche wieder aufleben zu lassen, aber alles war vergebens. Es bildeten sich 2 Gruppen, die einen waren nur dafür, das Geld in Alkohol umzusetzen, die andere Gruppe wollte Geld zurücklegen für die nächste Fasnacht, um den Umzug am Dienstag besser gestalten zu können. Aber alle Vorschläge endeten nur mit Streit.

1949 wurde es etwas besser, die Gruppe stellte eine Musikkapelle aus alten Blechinstrumenten, Teufelsgeigen und einer Pauke aus einem Einmachtopf zusammen. Es waren ungefähr 20 Mann.

1950 gründete nun Peter Herrmann eine Blaskapelle.

Die Mitwirkenden waren: Hans Obmann, Josef Hock, Edgar Simet, Hans Herrmann I, Hans Hermann II, Günther Bils, Gustav Grübel, Hans Pfeuffer, Dirigent Hans Seifried.

Wenn auch in diesem Jahr die Kapelle noch schlecht spielte, so war es doch der Anfang für eine Besserung im Neustädter Faschingstreiben.

1951 wurde ein Komitee gegründet. Man erreichte, daß von dem gesammelten Geld wenigstens etwas abfiel für die Anschaffung der Mützen für die neue Musikkapelle.

1952 bis 1955: Die Gruppe mit ihrem Komitee bekam immer mehr Anhänger. Die Musikkapelle spielte bei den Umzügen am Montag und Dienstag und es war wieder ein frohes Faschingstreiben.

1956 bis 1958: Das Komitee erreichte, daß ein Bajazzanzug angeschafft wurde.

1959 wurde ein neues Komitee gewählt. Es waren Peter Herrmann, Ernst Bils, Eugen Roth und Berthold Schwab.

Es wurde beschlossen, in einer Tanzmusik folgende mit dem Narrenorden II. Klasse auszuzeichnen, die in den letzten Jahren immer aktiv am Fasching durch Maskieren usw. mitgewirkt hatten:

Bernhard Heidenfeldern, Monika Weyer, Mathilde Heidenfelder, Frieda Ott, Anni Horn, Blanka Bippus, Ida Leser, Elli Weyer, Heinrich Auth, Werner Adolf.

Am Faschingssonntag wurde ein Kinderfestzug gemacht. Am Montag wurde die Straße gebaut. Am Dienstag Umzug um 2 Uhr ab Gasthaus Engel.

Mitwirkende: Musik – Faschingskapelle, Ritter – Berthold Schwab, Bajazz – Ernst Bils, Polizei – Otmar Bachmann, Bär – Arnulf Kuhn, Bärentreiber – Ewald Grübel, Tiger – Karl Heinz Ott, Tigertreiber – Hans Seifried, Sammler – Adolf Werner und Eugen Roth.

1960: Diese Fasnacht war nun eine der besten nach dem Kriege. Nachdem die Einnahmen sehr gut waren und man sich einig war, das meiste Geld auf die Kasse zu stellen, damit man für das kommende Jahr wieder einen Anfang hat, plante nun das neue Komitee für 1960, bestehend aus Peter Herrmann (Vorstand), Ernst Bils (2. Vorstand), Sepp Bils, Günther Bils, Herbert Englert und Theo Bippus (Kassier), eine Elferratssitzung vorzubereiten.

Es wirkten folgende Personen mit:

Elferrat: Josef Bils (Präsident), Ernst Bils, Eugen Roth, Günther Bils, Johann Herrmann, Hans Herrmann, Helmut Simet, Manfred Brönner, Georg Brönner, Josef Leser, Robert Völker.

Büttenredner: Oskar Bartussek, Emma Schinzler, Lydia Haas, Hans Obmann und Anneliese Weyer, Gabriele Heidrich, Robert Völker, Elsa Seberich, Herbert Englert, Rosemarie Seberich, Sepp Leser, Johann Herrmann und Manfred und Georg Brönner, Günther Bils, Theo Bippus und Wilhelm Schwab, Hans Herrmann.

Gretel Bils (68 Jahre) und Leo Englert (83 Jahre) waren die ältesten Besucher der Elferratssitzung und wurden mit je einem Präsentkorb geehrt.

Es wirkten ferner mit: die Faschingskapelle (Dirigent Hans Seifried, Erich Kuhn, Günther Anderlohr, Hans Obmann, Peter Herrmann, Hans Herrmann, Lorenz Herrmann, Hans Pfeuffer, Hans Hermann II), die neu gegründete Tanzkapelle „Blaues Band“ (Theo Bippus, Toni Jäger, Willi Schwab, Fritz Harth, Kurt Ott), Pagen (Christa Bils und Marlene Wolf).

Nachdem die Elferratssitzung am 20.2.1960 ein sehr guter Erfolg war, hat das Komitee am 26.2.60 eine öffentliche Versammlung im Gasthaus zur Krone einberufen. Grund war eine Vereinsgründung.

So wurde in der Session 1959/1960 der Neustadter Carneval Club geboren.

Vereinsportrait

(Zeitungsbericht vom 22.01.1972)

Durchgefeiert „bis morgen früh“

Öffentliches Kaffeekochen und Krautessen halten Naüschter Narren munter

Als die Vorstandsmitglieder des Neustädter Carneval-Clubs (NCC) interviewt werden sollten, bügelten sie gerade den „Himmel“. Dieses zimmergroße hellblaue Tuch soll demnächst im Pfarrjugendheim die närrisch ausgestattete Bühne überspannen, auf der sich der Elferrat während der Sitzungen dieser Kampagne tummeln wird. Daß da alle verfügbaren Händen nötig waren, dieses wichtige Dekorationsstück glattzukriegen und nach der Befestigung in „echte“ Falten zu legen, ist verständlich. Es zeigt aber auch am Detail, wie ernst die Naüschter Fasenachter ihren saisonbedingten Job nehmen. Ein Helfer, während er Lampions aufhängt: „Fasenacht, das sind die höchsten Feiertage in Naüscht“.

Beim Blättern in einem älteren Protokollbuch, in dem vom Erinnern und Hörensagen her die Anfänge des örtlichen Fasenachtswesens zurückverfolgt werden, zeigt sich, dass dieser Ausspruch keine Erfindung der jetzigen Generation sein muß. Aus der Mitte des 19. Jahreshunderts wird berichtet, dass früher schon großes Treiben an den Tagen vor Aschermittwoch stattgefunden habe und die Leute damals schon dafür „sehr viel übrig“ hatten. Der Rosenmontag 1860, also vor 112 Jahren, war diesen Unterlagen zufolge „für Faschingslustige ein besonderer Tag“.

Kaum jünger dürfte eine zur Tradition gewordene Einrichtung der Neustädter närrischen Zeit, das Krautkochen sein. Irgendwann einmal hat es angefangen, dass junge Burschen den Maskenball des Faschingssonntags so verlängerten, dass sich ein Heimgehen nicht mehr lohnte. Man errichtete damals auf der vor einigen Jahren noch bestehenden „Kronenbrücke“ einen Holzstoß, zündete ihn an, beschaffte den größten greifbaren Topf und kochte starken Kaffee. Dieses Frühstück im Freien zu nachtschlafener Zeit wecke die Lebensgeister, so dass man beisammenblieb und weiter Holz auflegte. Irgendwer muß dann einmal seinen praktischen Sinn mit der Narretei verknüpft haben, denn die Freiluftgesellschaft schickte Leute von Haus zu Haus, die Gaben für das Mittagsmahl sammeln sollten. Da es früher üblich war, selbst zu schlachten und eigenes Kraut einzumachen, also auf einheitliche Spenden gezielte Aktionen möglich waren, spezialisierten sich die Sammler auf Sauerkraut und Fleisch. Bis die Mägen und Uhren übereinstimmend zum Essenriefen, waren so gewaltige Mengen deftiger Rohstoffe angeschleppt, dass Heizer wie Krautkessel eine Zeitlang keine Ruhepause hatten. Der letzte Rest von Übernächtigung oder Katerstimmung verflog spätestens nach dem Genuß des heißen Kraues nebst Beilagen und die Naüschter Narren waren wieder fit. Des Nachmittags folgte eine allgemeine Volksbelustigung und dann wird der eine oder andere doch enmal geschlafen haben.

Am Faschingsdienstag in aller Frühe, so überliefert es die Chronik, wimmelte es dann entlang der Straßen von maskierten Mähern und Dreschern, mit Originalgeräten wie Sensen und Dreschflegeln ausgestattet, die zum Heumachen und Strohdreschen auszogen. Bei Schneetreiben oder hoher Schneelage wurde Heu vorher ausgestreut, damit auch welches eingebracht werden konnte. Sinn und Herkunft dieses Faschingsbrauches liegen im Dunkeln, ausgeübt wird er heute noch, genauso wie das erwähnte Krautkochen.

1946 stand man dann vor der konkreten Frage, das Geld entweder in Alkohol umzusetzen oder für die Gründung eines Vereins zurückzulegen. Daß diese Entscheidung sehr schwer fiel, zeigt die Entwicklung des Faschingsbetriebes der nächsten 15 Jahre: 1949 Gründung einer Kapelle für die närrischen Tage, 1951 Benennung eines Komitees, 1952 bis 1955 Umzüge mit der Kapelle, 1956 bis 1958 Mitführen eines „Bajatz“, 1959 Wahl eines Komitees, das noch ohne Verein, die Gestaltung der Faschingstage fest in die Hand nahm. Bekannt ist noch die Aufstellung zum Umzug 1959: Fasenachtskapelle, Ritter, Bajatz, Polizei, Bär, Treiber, Tiger, Treiber, zwei Sammler.

Am 26. Februar 1960 ist es soweit. Im Gasthaus „Krone“ gründen 43 Anwesende den Neustädter Carneval-Club. Innerhalb einer Woche wird durch eifriges Werben der Mitgliederstand auf 200 angehoben. Heute zähle der NCC 183 Fasenachter, davon fast die Hälfte vom zarten Geschlecht. Daß die Neustädter Damen voll emanzipiert sind – wenigstens was die Bütt betrifft – beweisen sie jährlich, wenn sie einen Gutteil der Akteure stellen und am Mikrofon wahrlich kein Blatt vor den Mund nehmen.

Vorsitzender ist momentan Willi Schwab, seine Stellvertreter heißen Josef Bils und Günther Ebert. Das Schriftwesen versieht Arnulf Kuhn und die Kasse führt Theo Bippus. Beisitzer sind Ernst Bils, Georg Brönner und Rainer Herrmann. Als Präsident des rotbefrackten Elferrats und jeweiliger Sitzungspräsident wirkt Albin Imhof. Zum offiziellen Krautkoch bestellt wurde Hans Herrmann. Ehrenvorsitzender des NCC ist dessen damaliger erster Vorsitzender Peter Herrmann. Neben dem Elferrat, der in seiner Besetzung von Sitzung zu Sitzung wechselt, gibt es noch das Damen-Ballett des NCC.

Obwohl der Jahresbeitrag nur eine Mark beträgt, kennen die NCC-Gewaltigen keine finanziellen Sorgen. Schwab: „Mit diesen paar Mark haben wir den Verein hochgebracht“. Dabei ist allerdings zu bemerken, dass der besondere Charakter der Neustädter Fasenacht den NCC-Finanzen entgegenkommt. nach Aussagen des Vorsitzenden entfallen beim NCC aufwendige Auswärtsbesuche und Einladungen: „Wir sind gegen alles, was nach Show aussieht und pflegen bewusst unseren überlieferten Fasching für die Neustädter weiter“. So haben die Büttenreden hauptsächlich Lokalkolorit und nehmen das Ortsgeschehen des Jahreslaufes oft von mehreren Seiten kräftig auf die Schippe. Zweimal wird dies 1972 der Fall sein. Am 29 Januar und 5. Februar, jeweils im 200 Personen fassenden Pfarrheim, veranstaltet der Carneval-Club Sitzungen.

Auf dem Programm stehen weiter der Kinderumzug am Faschingssonntag, der NCC-Maskenball am Rosenmontag und die Weiterführung der erwähnten drei Faschingsbräuche während der letzten drei tollen Tage. Willi Schwab müsste nicht NCC-Chef sein, wenn er nach der Zukunft des Carneval-Clubs befragt, keine treffende Prognose wüsste:

„Und wenn im Jahre 2000 alle auf den Mond fliegen,
wir bleiben da und feiern die Naüschter Fasenacht,
denn da oben gibt es so etwas nicht!“

Wappen

Das Wappen stammt nicht aus der Gründerzeit unseres Vereins.
Laut Angaben unseres langjährigen Präsidenten Albin Imhof hat er Mitte der 70er Jahre aus einer Laune heraus dieses Wappen entworfen und gestaltet. Es ist also ca. 30 Jahre alt.
Als Anekdote zu seiner Zeichnung gibt Albin Imhof noch an, dass er seinerzeit von Franz Harth belehrt wurde, dass die auf dem Wappen befindliche „Kippbank“ für Linkshänder sei. Für Rechtshänder müsste sie anders herum stehen. Dessen ungeachtet blieb die Kippbank nach links gerichtet auf dem Wappen bestehen und das bis heute.